Sie steht an: die erste eigene Honigernte. Ich hatte mir im Vorfeld einige Gedanken gemacht, wie ich möglichst schnell und ohne großes Öffnen der Bienenkiste an die Waben kommen könnte. Ich überlegte mir ein Herausschneiden durch die hintere Öffnung. Ein Erlebnis mit steiler Lernkruve.
Die Vorbereitung: Smoker, Eimer, Messer, Meißel, Bienenbesen
Die Vorbereitung der Utensilien war relativ schnell erledigt. Es stand ein Eimer für die Aufnahme der Waben bereit. Messer, Meißel, Besen und ein Eimer Wasser mit Schwamm zum Aufnehmen von Honigkleckereien. Das ganze stand wiederum auf Zeitungspapier, damit ich die Kleckereien im Nachlauf schnell beseitigen würde können. Der Smoker war angeheizt. Für die Weiterverarbeitung hatte ich zwei Eimer präpariert: In den einen hatte ich Löcher in den Boden gebohrt und ein feines Metallnetz darüber gelegt. Beim zweiten Eimer hatte ich ein großes Loch in den Deckel geschnitten. Die Eimer würde ich nach der Ernte so übereinander stellen, dass der Honig durch die Löcher des oberen Eimers in den darunterstehenden tropfen kann. Durch das Netz werden dabei Wachs und Honig getrennt. Das Schleudern des Honigs ist auf diese Weise unnötig.
Friedvolle Bienen lassen viel Zeit zum Ernten
Ich räucherte die Bienenkiste also ein, sprich simulierte für die Bienen einen Waldbrand. Dies hat zur Folge, dass sich die Bienen auf eine Evakuierung vorbereiten und sich die Bäuche voll Honig schlagen. Frei nach dem Motto voller Bauch sticht nicht gern, kann der Imker relativ gefahrlos die Beute öffnen und den Honig entnehmen. Ich öffnete also die hintere Klappe und schaute, wie ich am Besten die Schnitte setzen könnte. Die Bienen waren tatsächlich relativ friedlich und hatten sich etwas zurückgezogen. Schnell musste ich allerdings feststellen, dass ich für meinen Plan das falsche Equipment dabei hatte. Da ich zum ersten Mal eine ca. DIN-A4 große, gefüllte Wabe in der Hand, besser halbwegs in der Hand, hatte, stellte ich fest, wie instabil sie doch sind.
Dann also doch das reguläre Prozedere: Bienenkiste aufstellen und ganz öffnen. Ich räucherte sie also noch einmal schön ein, löste den Boden und stellte sie auf. Es gab natürlich gleich deutlich mehr Alarm, aber nicht aggressiv. Jetzt konnte ich alle Schnitte sauber setzen und die Waben relativ sicher entnehmen und die Kiste wieder verschließen. Die Aufregung bei den Bienen - zumindest außerhalb des Stocks - legte sich recht schnell und sie machten sich daran, die im Innern entstanden Schäden zu reparieren.
15 kg Reinertrag zum Verzehren und Verschenken
Meine Aufgabe war es nun, die geernteten Waben weiter zu verarbeiten. Das heißt, ich versuchte alle noch aufsitzenden Bienen durch Abfegen und Raussammeln zum Abflug zu bewegen und danach die Waben in kleinere Stücke zu schneiden. Gefühlt blieben leider doch relativ viele Bienen im Honig kleben und konnten nicht gerettet werden. Die geschnittene Honig-Wachs-Bienen-Mischung schüttete ich sodann in den Eimer mit dem Netz im Boden, stellte ihn auf den Eimer mit dem großen Loch im Deckel und zerstampfte das o. g. Gemisch mit einem Kartoffelstampfer, damit der gesamte Honig sich besser aus den Waben lösen konnte. Die Wägung dieses Gemisches ergab eine Brutto-Ernte von 20 kg. Nach drei Tagen hatte sich das Gemisch soweit getrennt, dass kein Honig mehr tropfte und ich den Reinertrag in einen Eimer mit Quetschhahn überführen konnte und das Füllen der Gläser begann. Der Reinertrag brachte noch 15 kg auf die Waage. Der Geschmack ist natürlich unübertroffen und stellt sich leicht mediterran-kräuterlich dar.
Gelernt fürs nächste Jahr
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